Bei der Entstehung meiner Bilder geht es mir um das offene Experiment und die intuitive Formfindung. Die Arbeit an den Temperabildern ist dabei geprägt durch stetige Veränderung, fortwährendes Überstreichen, Hinzufügen und wieder Hervorholen. Das Zeichnen hingegen geschieht schnell und unmittelbar, das direkte Setzen der Linie ähnelt einem seismographischen Vorgang. Malerei und Zeichnung funktionieren jedoch nach den gleichen Prinzipien und sind bestimmt von derselben Motivik und Absicht. Dabei fällt dem sinnlichen Zugang zum Material eine tragende Rolle zu – der Schaffensprozeß ist für mich vor allem auch körperlicher Akt und bleibt immer geprägt von der Gleichwertigkeit von Form, Gehalt und Geste, vom Spannungsverhältnis zwischen Figur und den künstlerischen Mitteln.
Neu erfundene Wesenheiten entwickeln sich so aus dem Schaffensvorgang selbst heraus, um dann meist als zentrale Figur im Bild zu stehen – in der Malerei oft statisch und skulpturhaft, in ihrer offenlassenden Schilderung gleichsam balancierend zwischen verschiedenen Lesarten, zwischen kontrolliertem Erkennen und intuitivem Erfassen. Das Assoziieren, Erweitern und Vollenden des Bildes durch den*die Betrachter*in aufgrund von eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten ist von mir intendiert und Teil der Bildkonzeption.
In der Gestalt meiner Figuren teilen sich psychische Befindlichkeiten und innere Spannungen mit. Dabei existiert die reale Erscheinungsform der Dinge nur in Andeutungen, die eine Brücke herstellen sollen zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten. Innehaltend in einem solchen Schwebemoment des Ungewöhnlichen will ich unbeabsichtigte Wirkungen erzielen. Und das bleibt Wunsch und Antrieb – über Grenzen hinauszumalen, um Widersprüche und Entfremdung aufzuheben und dem Unbewußten, dem Unaussprechlichen zu begegnen.